
DER WALDMANAGER
E
in nebliger Wintermorgen 1972. Biologieexkursion. Die 8. Klasse des Lübecker Katharineums stapft durch das regennasse Laub im angrenzenden Stadtwald. Abrupt hält Biolehrer Dr. Welcker an, deutet auf ein paar kahle Bäume. Für die Schüler nicht mehr als ein Gewirr schwarz glänzender Äste vor bewölktem Himmel, doziert Welcker trocken: „Herrschaften, links das ist eine Erle, rechts eine Buche.“ Unter den Terzianern der damals 14jährige Johannes Röhl: „Ich hab Bauklötze gestaunt, dass ein Mensch Bäume im Winterzustand voneinander zu unterscheiden wusste. Und da hab ich beschlossen: Das möchtest du auch furchtbar gerne können.“
Gesagt getan: Der Sohn einer Musikerfamilie ging nach dem Abitur seine Laufbahn zielstrebig an: Bundeswehr, Studium der Forstwissenschaften in München und Göttingen, Beschäftigungen in Bonn beim Bundeslandwirtschaftsministerium und an der deutschen Botschaft in Rom. Mit 33 dann die Anstellung an der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein: Für den mittlerweile zweifachen Familienvater eigentlich eine Lebensstellung, „aber dann kam durch einen Bekannten der Hinweis, die Position des Forstdirektors der Wittgensteinschen Rentkammer sei vakant.“ Vom Beamtenstatus in die freie Wirtschaft? „Den Ausschlag gab mein jetziger Arbeitgeber Prinz zu Sayn- Wittgenstein-Berleburg. Da hatte ich das Gefühl, uns verbindet dieselbe Leidenschaft für den Wald.“
Anfang Januar 2001 hat Johannes Röhl mit seiner Famile sein neues Zuhause am Wald von Bad Berleburg bezogen. Eine kleine weiße Villa, nur 300 Meter vom Schloss Bad Berleburg entfernt. Richard Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg kümmert sich vor allem tatkräftig um die zahlreichen Feuchtbiotope und läßt auf den restlichen 12.000 Hektar Johannes Röhl weitgehend freie Hand: Von der Korrespondenz mit der örtlichen Verwaltung oder EU-Ministerien bis hin zu rumpelnden Fahrten im Geländewagen querfeldein durch den Forst – der junge Waldmanager ist mitunter bis zu sieben Tage die Woche unterwegs, um seine Forstwirtschaft fit für die Zukunft zu machen.
„Da vergisst man übers Tagesgeschäft oft, die Sinne zu öffnen. Aber es gibt diese Momente, in denen ich einfach im Wald stehe und denke: Es ist ein unglaubliches Glück, mit so etwas Erhabenem zu arbeiten wie dem Wald“. Einem traditionsreichen Wald, wohlgemerkt, seit fast 800 Jahren im Familienbesitz. Die Existenzgrundlage der Familie Wittgenstein ebenso wie der umliegenden Dörfer. Der Wald lieferte Bauholz, Brennholz, später Holzkohle für das aufziehende Industriezeitalter. 1850 dann die Einführung der Fichte als vielseitiges Nutzholz im Berleburger Wald: „Hier muss man in die Gedankenwelt seiner Vorgänger und Vorvorgänger eintauchen, und die war nicht nur wirtschaftlich ausgerichtet, sonst hätte man alles hier in Fichte umgewandelt. Aber ein Drittel, also 4.000 ha, ist Buche geblieben.
(1) Johannes Röhl (2) Schloss Berleburg (4) Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg in der Wittgensteinschen Rentkammer. Der Berleburger Wald ist seit 800 Jahren im Familienbesitz.
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kologische Vielfalt ist Garant für Stabilität, das haben die alten Forstleute schon erkannt. Man hat also damals schon nachhaltig gedacht. Ein Prinzip, an das ich mich halte. Wir hier arbeiten in dem Bewußtsein: Ich ernte, was die Großeltern gesät haben und säe selbst, was die Enkel ernten können.“
Es ist dieser Sinn für Tradition, weshalb sich der Forst-Manager bei der Auswahl von Geschäftspartnern auf archaische Werte besinnt: „Man muss dem anderen einfach klar in die Augen gucken können und ihm abnehmen können, was er sagt.“ Deshalb ist Röhls Wahl auch auf Stora Enso Forest gefallen: „Ein Global Player. Wer Stora Enso nicht kennt, der ist einfach von hinter den sieben Bergen. Aber die haben das von vornherein geschafft, gar nicht erst so eine Gigantenangst aufkommen zu lassen. Stora Enso, das ist ein persönlicher Kontakt mit Fachleuten, da kann man auch ruhig mal zum Hörer greifen und anstehende Probleme schnell lösen“.
Lösungen für mehr Effizienz im Maschineneinsatz, Rationalisierung der Betriebsabläufe und eine Planung über weite Zeiträume. Johannes Röhl ist dabei, mit der Stora Enso Forest eine langjährige Zusammenarbeit zu entwickeln.
„Es ist eine interessante Kombination von Produktbereichen, die Stora Enso anbietet. Und damit ist sie auch in der Lage, sämtliche Waldprodukte zu übernehmen – ob das Schwachholz ist oder sägefähiges Holz. Wichtig war auch die Übereinstimmung über die Maxime in der Waldbewirtschaftung nämlich, dass der Wald für die zukünftigen Generationen noch als Rohstofflieferant zur Verfügung steht. Wir arbeiten hier nicht mit Eintagsfliegen im Wald zusammen, die hier ‘ne schnelle Mark machen und weiter ziehen wollen. Für mich ist wichtig, dass ich mir den Wald auch nach dem Einsatz eines Geschäftspartners ansehen kann, ohne dass mir die Tränen kommen.“
Und das würden ihm Prinz zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, aber auch sein alter Bio-Pauker, Dr. Welcker, wohl nie verzeihen, gibt Johannes Röhl augenzwinkernd zu bedenken: „Mich verbindet mit meinem alten Lehrer mittlerweile eine tiefe Freundschaft. Aber heute lernt er einiges von mir, was den Wald angeht, und insofern hat sich der Kreis geschlossen.